Ein Tagesausflug nach Ferrara – das Amsterdam Italiens
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Während unsere Städtereise nach Bologna entschieden wir uns einen Tagesausflug nach Ferrara zu unternehmen. Schliesslich gelten die Gassen Ferraras als die schönsten der Emilia Romagna. Außerdem liegt die bezaubernde Kleinstadt mit dem Zug nur rund 25 Minuten entfernt von Bologna. Ich kann direkt vorwegnehmen, es hat sich gelohnt, die Gässchen Ferraras sind wirklich bezaubernd. Doch hat Ferrara noch mehr zu bieten als nur zauberhafte Gassen.
Das historische Ferrara mit dem Fahrrad entdecken
Doch bevor ich Dir mehr über die sehenswerten Orte in Ferrara erzähle, ein kurzer Einblick in die Geschichte der Stadt. Ferrara, in der östlichen Po-Ebene der Emilia Romagna, ist erst im frühen Mittelalter entstanden und somit eine der wenigen großen italienischen Städte, die nicht römischen Ursprungs ist. Die heutige Struktur erhielt Ferrara im 14. Jahrhundert, als die Stadt von der Familie Este regiert wurde und der Stadtkern durch den Hofarchitekten erweitert wurde – eine der modernsten Stadtplanungen der Welt. Seit dieser Zeit ist der Stadtkern nahezu unverändert erhalten geblieben, was die Stadt heute so unglaublich reizvoll macht. Der historische Renaissance-Stadtkern Ferraras ist heute UNESCO Weltkulturerbe.
Am besten lässt sich die Universitätsstadt Ferrara mit dem Fahrrad erkunden. Ferrara gilt als fahrradfreundlichste Stadt Italiens. Fast 90% der Ferraresi nutzen das Fahrrad als Fortbewegungsmittel, eine absolute Ausnahme in Italien. Gerast wird dabei übrigens nicht, es geht sehr gemütlich zu. Wie die Italiener eben so sind, man radelt entspannt nebeneinander her und unterhält sich dabei. Viele Hotels in Ferrara bieten Fahrräder zum Leihen, ansonsten findest Du in der ganzen Stadt zahlreiche Fahrradverleih-Geschäfte. Alternativ kannst Du die Stadt natürlich auch zu Fuß erkunden. Die gesamte Altstadt ist autofrei und lädt zu einem gemütlichen Spaziergang ein.
Die Sehenswürdigkeiten Ferraras
Der Stadtwall
Der 9 km lange mittelterliche Stadtwall umschließt fast die gesamte Altstadt, ist nahezu komplett erhalten und lässt sich am besten mit dem Fahrrad entdecken. Mitten in der Stadt und dennoch im Grünen bieten sich vom Wall traumhafte Ausblicke auf die Po-Ebene, aber auch auf die mittelalterliche Altstadt und die beeindruckenden Befestigungsanlagen. Der alleegesäumte Stadtwall bietet außerdem wohltuenden Schatten, wenn in der Altstadt mal wieder die Sonne herunterbrennt. Auch die Einheimischen treffen sich hier unter den uraltem Baumriesen, um der Hitze der Stadt zu entgehen.
Das Castello Estense
In der Altstadt selbst lohnt ein Besuch des Castello Estense, der viertürmigen Wasserburg mit den hübschen Zugbrücken mitten in der Stadt. Das Schloss wurde in der Blütezeit Ferraras im 14. und 15. Jahrhundert von der Familie d’Este erbaut. Das Schloss diente den Herzögen lange Zeit als Residenz und als Festung gegen das Volk. Heute ist es Sitz der Provinzverwaltung. Doch große Teile des Schlosses wie zahlreiche Säle, die alte Küche, der Orangengarten und die Verliese können besichtigt werden.
Die Kathedrale von Ferrara
Mit dem Bau der Kathedrale von Ferrara wurde bereits im 12. Jahrhundert begonnen, doch weißt sie nach diversen Umbauen und Anbauten Spuren aus den unterschiedlichsten historischen Epochen der Stadt auf. So wurde sie zwar im romanischen Stil begonnen, was man vor allem an der prächtigen vorderen Fassade sieht. Im Inneren findet man gotische Elemente. Der unvollendete Glockenturm aus weißem und rosafarbenem Marmor ist dagegen ein Entwurf im Stil der Renaissance.
Besonders hübsch ist die so genannte Loggia dei Merciai an der Längsseite der Kathedrale, an der Piazza Trento e Trieste. Hier hatten schon im Mittelalter Händler ihre Läden, heute finden sich hübsche kleine Läden und Boutiquen.
Der Palazzo dei Diamanti
Ebenfalls lohnenswert ist der Besuch des Palastes der Diamanten, ein prachtvolles Gebäude der Frührenaissance mit einer Fassade aus 12.600 rosafarbenen und weißen Mamorpyramiden, die an geschliffene Diamanten erinnern. Der geschliffene Diamant war das Wahrzeichen des Bauherrn Ercole I.
Im Inneren findest Du die Nationale Gemäldegalerie und das Museum für moderne Kunst.
Der Palazzo Schifanoia
Ebenfalls mit dem Fahrrad erreichbar ist der Renaissance-Palast Schifanoia, der einst für die Familie Este errichtet wurde. Der Name Schifanoia kommt von schivar la noia, was so viel wie der Langeweile entfliehen bedeutet. Genau das war der Sinn der Palastes, wie etwa auch der Sinn des Lustschlosses Sanssouci. Von Außen mehr als schlicht, entzückt der Palast im Inneren mit seinen hübschen astrologischen Fresken im Monatssaal. Außerdem beherbergt das Museum eine Sammlung von Gegenständen der ägyptischen Kunst und Kultur bis in die griechisch-römische Zeit.
Die schönsten Gassen der Emilia Romagna
Wenn Du auf all die Sehenswürdigkeiten und Museen Ferraras keine Lust hast, dann lass Dich einfach durch die malerischen kleinen Gassen der Stadt treiben. Die Gässchen gelten nicht grundlos als die schönsten der Emilia Romagna. Hinter jeder Straßenecke verbirgt sich ein neues entzückendes Gässchen, kleine nette Boutiquen, Cafés, Restaurants und fantastische Fotomotive. Ebenfalls lohnt es sich einen Blick in die Gassen des ehemaligen jüdischen Ghettos zu werfen, dort herrscht wieder ein ganz anderes Flair als im Rest der Stadt.
Besonders schön ist die Via delle Volte, eine enge mittelalterliche Gasse, die bereits zwischen dem 7. und 11. Jahrhundert entstanden ist. Damals entwickelte sich die Stadt noch entlang des Pos und die Häuser wurden direkt am Flussufer gebaut. Die Häuserfronten auf der einen Seite der Straße sind die rückwärtigen Fassen der einstigen Lagerhäuser am Fluss. Auf der anderen Seite der Strasse waren dagegen die Wohnungen und Werkstätten, die in regelmäßigen Abständen durch überbaute Bögen mit den Häusern am Flussufer verbunden sind. Diese Bögen wurden als überdachte Brücke genutzt, um ins Wohnhaus gegenüber zu gelangen. Wie eh und je stehen diese Häuser noch heute und geben der Strasse ein ganz einzigartiges Flair. Aber vergiß nicht von der Via delle Volte einen Blick in die malerischen verwinkelten Seitengassen zu wagen, hier verbergen sich die wahren Schätze der Stadt.
Essen in Ferrara
Der klassische Snack der Emilia Romagna – Piadina
Piadina ist der klassische Snack für zwischendurch in der ganzen Emilia Romagna. Du findest wirklich an jeder Strassenecke Cafés, Snackbars und Restaurants, die das dünne gefüllte Fladenbrot verkaufen. Eine nette Bar befindet sich zum Beispiel gegenüber der Loggia dei Merciai auf der Piazza Trento e Trieste. Hier kannst Du nicht nur wunderbare Piadina essen, sondern auch das lebhafte Treiben auf dem Platz beobachten. Besonders bei den jungen Ferraresi ist der Platz sehr beliebt.
Enoteca al Brindisi
Wenn es eine richtige Mahlzeit sein soll, kann ich die rustikale Enoteca al Brindisi empfehlen. Angeblich ist sie die älteste Weinbar der Welt. Noch heute sitzt man hier umgeben von Hunderten alten Weinflaschen und Instrumenten. Köstlicher Wein wird hier noch immer serviert, dazu gibt es traditionelle Spezialitäten aus Ferrara: Platten mit lokalen Käse- und Wurstspezialitäten, wie die luftgetrocknete Salama da Sugo. Aber auch Pasta wie Cappellacci di Zucca, mit Kürbis gefüllte Ravioli und Pasticcio di Maccheroni landen hier auf dem Tisch. Als Nachtisch gibt es die ferraresische Süßspeise Zuppa Inglese.
Auch in Ferrara war uns der Reiseführer Emilia-Romagna von DuMont eine große Hilfe.
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Na konnte ich Dich davon überzeugen, dass Ferrara die schönsten Gassen der Emilia Romagna besitzt und defintiv eine Reise wert ist? Oder warst Du schon mal dort und hast noch weitere tolle Tipps? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!
Dieser Artikel entstand im Rahmen der #BlogVille Europe 2017 Kampagne. Die Reise wurde mir von iambassador, Emilia Romagna Turismo und dem Fremdenverkehrsamt Ferrara ermöglicht. Vielen Dank dafür!
Nina
Hi! Ich bin Nina von Reisehappen! Bloggerin, Grafikerin & Illustratorin, Foodie und leidenschaftliche Köchin, Käseliebhaberin, Reisejunkie, Workaholic, Yoga addicted, 6 Kontinente – 70 Länder und noch immer vom Fernweh geplagt.
30. November 2019
Bei meinem 3. Bologna-Aufenthalt besuchte ich auch Ferrara. Eine schöne Kleinstadt, die man aber an einem Nachmittag gesehen hat. Neben denen von Ihnen genannten Sehenswürdigkeiten ist das Denkmal Girolamo Savonarola auf dem Piazza Savonarola zu erwähnen, ein Märtyrer, der in Florenz damals hingerichtet worden ist. Goethe erwähnt das Denkmal schon in seiner „Ital. Reise“.
herrrothwanderwieder
1. Dezember 2019
Lieber Thomas,
ich finde da tust Du Ferrara definitiv unrecht. Die Stadt hat eine Menge zu bieten und lässt sich wahrlich nicht an einem Nachmittag erkunden. Ein bis zwei volle Tage lohnen sich in meinen Augen definitiv, so kann man eine schöne Fahrradtour unternehmen, sowie die Sehenswürdigkeiten der Stadt erkunden und sich zudem durch die Spezialitäten futtern.
Liebe Grüße, Nina
30. November 2017
Hallo Nina! Das sind echt sehr gute Tipps! Wollte demnächst mit meinem Bike eine Reise planen. Danke für die Inspirationen. Besonders die Gassen gefallen mir.
30. November 2017
Hi Felix,
die Gassen in Ferrara sind wirklich traumhaft schön. Ich wünsche Dir viel Spaß bei Deiner Reise!
Liebe Grüße, Nina