Sehenswürdigkeiten, Restaurantempfehlungen und Geheimtipps für Santiago de Cuba
Von Camagüey aus machten wir uns als nächstes auf den Weg gen Osten, genauer gesagt nach Santiago de Cuba, der zweitgrößten Stadt Kubas. Eine wahrer Kontrast nach dem ruhigen und beschaulichen Camagüey, denn in Santiago wurden wir von Musik an jeder Strassenecke empfangen. Egal zu welcher Uhrzeit waren unglaublich viele Menschen auf den hügeligen Strassen unterwegs. Und an jeder Strassenecke war die kubanische Lebensfreude pur zu spüren. Santiago de Kuba ist die karibischste aller kubanischen Städte, es ist heiß, laut, voll und doch so unglaublich schön.
Sehenswürdigkeiten in Santiago de Cuba
Am ersten Tag, gerade mit unsrem Mietwagen von Cubatrotter in Santiago angekommen, stürzten wir uns direkt mitten ins Getümmel und besichtigten die Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt. Vor allem lohnt ein Besuch der frisch renovierten Kathedrale von Santiago, die das Herzstück der Stadt bildet. Innen ist die neoklassizistische Catedral de Nuestra Señora de la Asunción ganz nett, aber vor allem lohnt der steile Aufstieg auf den Turm der Kathedrale. Der Ausblick von Oben ist wirklich grandios.
Gleich schräg gegenüber der Kathedrale befindet sich die Casa de Diego Velázquez, das älteste Haus Kubas aus dem 16. Jahrhundert. Ganz nett ist das Museo de Ambiente Histórico mit antiken Möbeln und Porzellan aus der Kolonialzeit. Von den Balkonen im arabisch anmutenden Mudéjarstil konnten einst die Damen die Menschen im Parque Céspedes beobachten ohne selbst gesehen zu werden. Und so genossen auch wir den traumhaften Ausblick auf den Park, um welchen sich die Sehenswürdigkeiten der Stadt scharen. Hier im Park trifft man sich für einen kleinen Plausch, bekommt gute Tipps von den Einheimischen und vor allem gibt es hier einen WiFi Hotspot, der wohl auch der Grund dafür ist, dass im Park so viel los ist.
Ebenfalls direkt neben dem Parque Céspedes befindet sich das Hotel Casa Granda. Um auf die Dachterrasse zu gelangen zahlt man zwar 3 CUC (rund 2,80 Euro) Eintritt. Allerdings beinhaltet der Eintritt ein Getränk. Zum Sonnenuntergang lässt sich auf der schönen Terrasse ein guter Mojito genießen und dazu hat man dann gleich noch einen grandiosen Ausblick. Dazu werden hier Pizza und andere Snacks serviert, die gar nicht mal schlecht sind.
Gleich um die Ecke in der Calle Heredia befindet sich die Casa de la Trova und die Casa del Estudiante. Hier schallt fast pausenlos traditionelle Musik heraus, denn schließlich ist Santiago de Cuba die Heimat der kubanischen Musikstile Trova, Bolero und Guaracha. Wenn man nirgends sonst eine Casa de la Trova besucht hat, dann zumindest hier. In der Heimat der kubanischen Musik ist das ein absolutes Must-do! Der Buena Vista Social Club lässt grüßen!
Die Ruhe im Fortaleza de San Pedro de la Rocca del Morro genießen
So schön und quirlig Santiago de Cuba auch ist, die Stadt ist anstrengend. Und noch anstrengender, wenn man die letzten Wochen in den wenig touristischen Orten wie Camagüey, Soroa, oder Cienfuegos verbracht hat. So war es für uns nach einer Weile in Santiago Zeit einen etwas ruhigeren Ort zu finden und wir machten uns auf den Weg zum Fortaleza de San Pedro de la Rocca del Morro, ein 400 Jahre altes Bollwerk über dem Meer.
Früh am Morgen waren wir mit die ersten die über die alte Zugbrücke gingen, um die verwinkelten alten Gemäuer der UNESCO-Festung zu erkunden und einen Blick ins Piratenmuseum zu werfen. Vor allem haben wir aber die Ruhe auf der mittleren Ebene der Bastion genossen und den grandiosen Ausblick auf die Bucht.
Die Totenstadt von Santiago de Cuba
Noch ruhiger und beschaulicher geht es am wunderschönen Friedhof Santa Ifigenia etwa 3 km außerhalb des historischen Zentrums zu. Der Friedhof im Nordwesten der Stadt war ursprünglich den Helden des ersten Unabhängigkeitskrieges gewidmet, aber auch die Opfer einer gerne verschwiegenen Gelbfieberepedemie wurden hier begraben. Neben der Necrópolis Cristóbal Colón in Havanna ist der Friedhof Santa Ifigenia der bedeutendste und imposanteste Friedhof auf Kuba.
Selten, dass ich sage ein Friedhof sei wunderschön, doch diese Totenstadt ist tatsächlich wunderschön. Die Grabsteine aus weißem Marmor verleihen dem Friedhof etwas majestätisches, nicht bedrückend wie ich Friedhöfe hier zu Lande häufig empfinde. Selbst auf dem Friedhof liegt kubanische Lebensfreude in der Luft, immer wieder ertönen kubanische Salsarythmen. Hier wird nicht geschwiegen oder geflüstert wie auf unseren Friedhöfen. Es hat einfach etwas beruhigendes und friedliches.
Noch dazu war das Wetter am Tag als wir den Friedhof besuchten die reinste Drama Queen. Die Sonne gepaart mit rabenschwarzen Wolken tauchte die Gräber vieler berühmter Santiagueros in unglaubliches Licht. Ein wirklich unbeschreiblicher Anblick – geradezu mystisch.
Schöne Gräber sind sicher die der katalonischen Einwandererfamilie Familie Bacardi, des Arztes von Napoleon, aber auch das von Compay Segundo, dem berühmtesten Musiker und Sänger des Buena Vista Social Club. Aber wirklich beeindruckend ist das imposante Mausoleum von José Martí gleich am Eingang – ein von Säulen getragenes Monument mit einer riesigen Statue des Dichters, Denkers, Lenker des Widerstandes gegen die spanische Besatzung und Nationalhelden.
Alle 30 Minuten findet ihm zu Ehren zu den Klängen von „Elegía a Martí“ die Wachablöse der dreiköpfigen Ehrenwache neben seinem Grab statt. Komponiert wurde das Stück von Juan Almeida, dem ersten Vizepräsidenten des Staatsrates nach dem Sieg der Revolution und Teilnehmer des Angriffs auf die Moncada-Kaserne.
Hasta siempre, comandante!
Nur wenige Wochen vor unserem Besuch war Fidel Castro verstorben und auch sein Grab findet sich am Friedhof Santa Ifigenia, denn Santiago ist die Wiege der Revolution. Hier hat Fidel Castro einst am 1. Januar 1959 vom blauen Holzbalkon des Rathauses am Parque Céspedes den Sieg der Revolution verkündet und hier wurde er eben nun auch begraben, sowie viele seiner Weggefährten während der Revolution. Die Grabplatte trägt nur den Namen „Fidel“. Der riesige und rund zwei Tonnen schwere Granitblock stammt aus der Sierra Maestro, von wo aus die Guerilleros ihren Kampf gegen das Batista-Regime begannen.
Restauranttipps für Santiago de Cuba
Wirklich zu empfehlen ist das Sabor Cubano unweit der Kathedrale. Man sitzt auf einer sehr netten Dachterrasse und es gibt köstliche kubanische Spezialitäten, vor allem Lobster in verschiedensten Variationen steht hier auf der Karte und als Beilage gibt es richtig guten Salat, Gemüse und Reis.
Das absolute Highlight für uns war jedoch Roy’s Terrace Inn, welches wir auf TripAdvisor gefunden hatten. Vor der Casa mit Restaurant angekommen waren wir uns jedoch erstmal nicht ganz sicher, ob wir hier richtig sind. Die Türen zu, durch die offenen Fenster konnten wir einzig und allein ein chaotisches Wohnzimmer erblicken. Doch dann öffnete uns Roy, der ausgezeichnet Englisch spricht, auch schon schwungvoll die Tür. Er brachte uns, vorbei an den vermieteten Zimmern, ins Obergeschoss, auf die wirklich einmalig schöne Dachterrasse.
Man hat die Wahl zwischen, Hühnchen, Schwein, Fisch, oder vegetarisch. Dazu türmten sich dann unzählige Beilagen auf unserem Tisch. Vorab wurde ein Suppe serviert und auch eine Nachspeise fehlte nicht. Dazu unglaublich gute Stimmung und das freundlichste Personal, dass wir auf Kuba kennengelernt haben. Roy gibt einem das Gefühl Teil einer großen Familie zu sein und nach dem Essen trinkt die Familie zusammen Rum, wie man das eben auf Kuba so macht.
Übernachten in Santiago de Kuba
Übernachtet haben wir in Santiago in der Casa Naranja. Eine hübsche und vor allem ruhige Casa etwa 10 Minuten ausserhalb des Zentrums, die von der Australierin Helen geführt wird. Helen hat sich mit dieser Casa ihren kubanischen Traum erfüllt und hier eine kleine Oase geschaffen. Die Zimmer sind picobello sauber, das Frühstück war defintiv das beste auf Kuba und Helen ist eine umwerfende Gastgeberin. Daher kann ich die Casa wirklich von ganzem Herzen empfehlen. Solltest Du Helen mal in Santiago besuchen, kannst Du ihr übrigens mit einer Packung englischem Tee und Haarspülung eine unglaubliche Freude machen. Zwei Dinge die es auf Kuba einfach nicht gibt, die Helen manchmal doch ihre alte Heimat vermissen lässt.
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Warst Du selbst auch schon mal in Santiago de Cuba? Hast Du vielleicht noch weitere tolle Tipps? ich freue mich auf Deinen Kommentar!
Nina
Hi! Ich bin Nina von Reisehappen! Bloggerin, Grafikerin & Illustratorin, Foodie und leidenschaftliche Köchin, Käseliebhaberin, Reisejunkie, Workaholic, Yoga addicted, 6 Kontinente – 70 Länder und noch immer vom Fernweh geplagt.
Februar 4, 2023
Hallo Nina, wir waren 2021 in Santiago de Cuba. Durch noch die bestehenden Coronaregeln gab es in dem Jahr keine Musik und wenig offene Restaurants. Das wird sich heute auch wieder geändert haben. Aber warum ich schreibe, die halbstündige Wachablösung auf dem Friedhof Santa Ifigenia mit Musik ist zu Ehren von Jose Marti und nicht für Fidel Castro. Seid Fidel Castro dort beerdigt ist wird der Friedhof streng bewacht, weil die Schändung seines Grabes befürchtet wird. Der Kubaner verehrt Jose Marti und ist nicht gut auf Fidel Castro zu sprechen.
Februar 4, 2023
Hi Karin,
huch da hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen. Da hast Du natürlich recht und ich werde das gleich korrigieren. Dass Kubaner generell nicht gut auf Fidel Castro zu sprechen sind, das kann ich so allerdings nicht bestätigen. Ich war 2016 in Kuba, als Fidel Castro gestorben ist, und ich habe gesehen, wie viele Menschen damals auf der Straße waren, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Täglich sind damals Tausende auf den Friedhof gepilgert, um sein Grab zu sehen. Viele Kubaner sind nicht gut auf ihn zu sprechen, aber mindestens genauso viele verehren ihn auch noch heute. Aber dass sein Grab bewacht wird, das kann ich mir schon vorstellen, denn die, die sein Grab gerne schänden würden, gibt es sicherlich.
Liebe Grüße,
Nina
Dezember 18, 2022
Tatsächlich war Santiago meine erste Liebe in Kuba. :) Es ist für mich das authentischste Kuba. Aber halt auch heiss und anstrengend.