Nürnberg Street Art und Graffiti – Hotspots und Tipps

Nürnberg gilt nun nicht gerade als Streetart Hotspot. Lange Zeit waren die Wände der Frankenmetropole eher grau als bunt und es gab für Nürnberger Street Art und Graffiti Künstler praktisch keinen Ort, an welchem sie legal sprayen durften. Nun kann man die Streetart Szene bei weitem nicht mit der in New York, London oder Berlin vergleichen. Doch hat sich in Nürnberg in den letzten Jahren so richtig was getan. Die Stadt wird immer bunter. Es gibt mittlerweile ein Street Art Festival in Nürnberg und einige wenige, aber dennoch legale Orte, an welchen das Sprühen erlaubt ist. 

Vor allem der Stadtteil Langwasser hat sich in den letzten Jahren zum absoluten Streetart Hotspot Nürnbergs gemausert. Doch auch außerhalb des BETONLIEBE Projekts in Langwasser finden sich mehr und mehr bunte Wände in der Stadt. Wo Du die schönsten Graffitis und Murals in Nürnberg findest und wo Du in Nürnberg selbst legal sprayen darfst, erzähle ich Dir im folgenden Artikel.

Die schönsten Streetart Hotspots in Nürnberg
Street Art im Cramer-Klett Park

Woher kommt Streetart eigentlich?

Bevor ich jedoch auf die Street Art Hotspots in Nürnberg eingehe, möchte ich Euch ein wenig darüber erzählen, wo Streetart eigentlich herkommt und was Streetart ist.

Was wir heute als Streetart kennen, ist eine Kunstform die sich Ende der 1970er Jahre im Untergrund von New York etablierte. Damals begann alles mit Graffiti Tags und dem Scratchen von Initialen. Zu Anfang ging es hier vor allem darum gegen die Obrigkeiten, Autoritäten und den Staat aufzubegehren und zu rebellieren. Das Beschmutzen und Zerstören von öffentlichem und privatem Eigentum galt dabei als legitimes Mittel.

Parallel dazu entwickelte sich während den Unruhen in Paris im Jahre 1968 ebenfalls eine Streetart Szene. Hier war es vor allem die linksradikale Gruppe « Situationistische Internationale », die es sich zur Aufgabe machte Kunst vermehrt in den Alltag zu integrieren. Einer der bekanntesten französischen Streetart Künstler, der als Wegbereiter der Szene gilt, ist BLEK (Le RAT), der in den 1980er Jahren in Paris lebte. 

In den 1990er Jahren prägte der New Yorker Künstler WK Interact das New Yorker Stadtbild mit seinen riesigen Plakaten, welche er auf die Fassaden der glitzernden Metropole klebte. In etwa zur gleichen Zeit tauchten in Bristol die ersten Ratten von BANKSY an den Wänden auf.

Der Charakter von Streetart hat sich mittlerweile gewandelt. Zwar greifen Künstler immer noch häufig anonym in das öffentliche Stadtbild ein. Doch gibt es auch mehr und mehr legale Streetart. Geblieben ist, dass man Menschen, die sonst keinen Zugang zu Kunst haben, dazu auffordert sich mit Kunst zu beschäftigen.

Noch immer gelten New York, Paris wie auch London und Berlin als die Street Art Hotspots schlechthin. Doch auch anderswo, wie beispielsweise in George Town in Malaysia, in Rio de Janeiro, Glasgow oder Istanbul findet man richtig coole Graffitis und Murals. Mehr dazu kannst Du übrigens in meinem großen Streetart Guide nachlesen.

Doch Was gehört eigentlich zu Streetart?

Ziel von Street Art ist es die Umgebung in eine bunte Spielweise zu verwandeln und Kunst im öffentlichen, für jedermann zugänglichen, Raum zu schaffen. Dies geschieht mit Hilfe von Schablonen, Farbe aber auch Wolle oder anderen Objekten. All dies lässt sich unter dem Oberbegriff Street Art zusammenfassen. Durch Graffitis und Murals, aber auch künstlerische Projekte, wollen die Künstler den Alltag etwas bunter machen. Dabei beschränkt sich die Strassenkunst nicht nur auf Gemälde an Hauswänden. Auch Laternenpfähle, Stromkästen und sogar der Boden werden gerne verschönert. Mal sind die Kunstwerke einfach schön anzusehen, doch häufig steht eine Botschaft hinter den Werken. Man möchte auf soziale Missstände aufmerksam machen und politische Ideen vermitteln.

Der Unterschied zwischen Graffiti und Street Art

Wie unterscheidet sich Street Art eigentlich von Graffiti? Beide Kunstformen werden häufig ohne Erlaubnis des Eigentümers angebracht. Doch haben Graffitikünstler ein anderes Ziel als Streetart Künstler. Graffitikünstler haben zumeist gar nicht die Absicht, dass die Öffentlichkeit ihre Arbeit versteht und ihnen ist die öffentliche Meinung egal. Sie richten ihre Botschaften ausschließlich an Personen aus der Graffiti-Szene, an Menschen die diese Kunstform ebenfalls ausüben und eben auch verstehen. Streetart Künstler nutzen zwar die Ideen und Werkzeuge, welche wir von Graffiti-Künstlern kennen, jedoch um durch Kunst ein Statement zu machen. Durch ihre künstlerischen Botschaften möchten sie Diskussionen und Reaktionen auslösen.

Die bunte Seite der Frankenmetropole – Streetart Hotspots in Nürnberg

BETONLIEBE – Streetart Tour durch Langwasser

Der Nürnberg Stadtteil Langwasser, eine Trabantenstadt in der graue Hochhäuser und Mietskasernen dominieren, hat sich in den letzten Jahren ganz still und heimlich zum Street Art Hotspot von Nürnberg entwickelt. Namhafte Streetart Künstler aus Nürnberg und der Welt haben den oft geschmähten Stadtteil in den letzten Jahren gemeinsam mit den Bürgern ein wenig bunter und schöner gemacht. 

Im Rahmen des Projektes BETONLIEBE sind seit 2019 über 20 Kunstwerke entstanden, die alle für mehr Weltoffenheit, Toleranz und Multikulti stehen, aber auch für die Identifikation mit Nürnberg und seiner reichen Geschichte. Seit kurzem gibt es sogar eine Broschüre, die Streetart-Map Langwasser, mit der man all diese Kunstwerke in der bunten Outdoor-Galerie entdecken kann und dabei noch einiges über die Werke und Künstler erfährt.

Mein persönliches Highlight bei diesem Street-Art Rundgang war das zehn Stockwerke hohe Bild « Die Wanderin » an einer Hauswand in der Feulnerstrasse. Das Mural stammt vom Berliner Künstler Nasca Uno und spiegelt sowohl seine peruanischen Wurzeln aber auch die Geschichte Langwassers als Ort der Einwanderung wider. 

BETONLIEBE – Streetart Tour durch Langwasser - Nürnberg
« Die Wanderin » von Nasca Uno

Ein weltoffener Dürer von Caploart und Soma275 ziert ebenfalls eine Wand und zwar die des Arvenahotels in Langwasser. In der Windthornstrasse prangt hingegen ein riesiger Dürer Hase des Streetartkünstlers LOOMIT an der Wand, der stellvertretend für Nürnberg steht. Darüber hinaus findet man in den dazugehörigen Tiefgarageneinfahrten von beiden Häusern knallbunte Graffitis von Tizer, Shucks & Relay aus London.

Sehenswert ist auch das Mural am Elisabeth-Selbert-Platz. Das Werk von Andreas Zeug entstand in Zusammenarbeit mit Jugendlichen aus dem Jugendtreff Geiza und spiegelt die Vielfaltsgesellschaft Langwassers wider. Super schön finde ich zudem die Durchgänge der Anwesen Giesbertsstraße 38 und 44 die von Julian Vogel mit Luft- und Wasserelementen verschönert wurden. 

Am VfL Nürnberg Sportzentrum in der Salzbrunnenstrasse hat der Street-Art Künstler SAKE aus Cordoba sich verewigt und zeigt mit seinen Motiven von Karate bis Turnen die Bandbreite des Vereins auf. Dank des Streetartkünstlers BOND ist seit einiger Zeit nun auch das Parkhaus des Franken-Centers bunt und mit Hilfe einer Augmentend Reality App kann man sein Werk sogar zum Leben erwecken.

BETONLIEBE – Streetart Tour durch Langwasser - Nürnberg
Werk von SAKE am VfL Nürnberg Sportzentrum
BETONLIEBE – Streetart Tour durch Langwasser - Nürnberg
Werk von BOND am Parkhaus des Franken-Centers

Zudem gibt es in Langwasser auch eine Freewall. An dieser Mauer am Familienzentrum in der Imbuschstrasse darf jeder seinen Teil zum Betonlieb Projekt beitragen, vorausgesetzt er meldet sich vorher per Email bei betonliebe@stadt.nuernberg.de an und beachtet die Regeln von Ort.

Streetart in Gostenhof

Gostenhof war einst wohl des verschmähteste Viertel in ganz Nürnberg. Wohnen wollten hier nur wenige, vor allem weil die Wohnungen in diesem Stadtviertel lange Zeit als runtergekommen und unbewohnbar galten. « Glasscherbenviertel » oder « Gostambul » wurde das Stadtviertel auch gerne genannt. Dies hat sich jedoch längst geändert und GoHo gilt heute als absolutes Hipster Viertel aber auch als Streetart Hotspot in Nürnberg. Die Mauern am Spielplatz in der Hessestrasse auf dem früheren Linde-Gelände sind eine der wenigen Freiflächen in Nürnberg, wo das Sprayen geduldet wird. Futuristische Wandbilder, welche im Rahmen des GoHo Streetart Weekenders entstanden sind, zieren den Hof des Jugendhauses Gost, wie auch das Rückgebäude des MuZ-Clubs. An Zweiterem schweben Raumschiffe und ich liebe den Affen, der auf den Rapper hinabblickt.

Noch mehr Streetart gibt’s im U-Bahnhof Gostenhof. Ein weiteres großartiges Mural, oder eigentlich gleich vier, findet man an der Durchfahrt des DATEV-Gebäudes zur Roonstrasse. Gestaltet wurde dieses von den Brüdern Johannes und Guido Häfner in Zusammenarbeit mit den rund 160 Mitarbeitern des Softwareunternehmens DATEV. Das Kunstwerk in den vier Kassetten der Durchfahrt, das nicht nur schön aussehen sondern auch Sprayer von der Wand des Unternehmensgebäudes fernhalten sollte, spiegelt im Computer- Piktogrammstil mit Comic-Helden und Wirtschaftswunder-Symbolen die Geschichte des Gebäudes in GoHo wieder, das 1955 vom Blechspielwaren-Hersteller « Schuco » erbaut wurde und später von der Firma DATVEV übernommen wurde, die damals seiner Zeit weit voraus war.

Streetart am DATEV-Gebäude Nürnberg
Streetart am DATEV-Gebäude

Streetart am Nürnberger Nordostbahnhof

Rund um meine Wohnung in der Nähe vom Nürnberger Nordostbahnhof war es bis vor kurzem eher grau und trostlos. Dies hat sich geändert. Seit wenigen Monaten ziert nun ein riesiges Mural die vorher graue Fassade der örtlichen Sparkassen-Filiale. Zum 200. Geburtstag der Sparkasse Nürnberg wurde das Künstler-Duo TELMO MIEL aus Rotterdam eingeladen, um diese Wand zu verschönern und nun sieht man schon von weitem die « Frau mit Kind und Chrysantheme » an eben dieser Hauswand. Mittelpunkt des Bildes bildet eine Chrysantheme, die als Zeichen der Hoffnung gilt. Daneben in einem imaginären Garten ein kleiner Junge und eine ältere Freu, die seine Mutter oder auch eine Nachbarin sein könnte. Das Motiv steht als Metapher für die Inspiration der Jugend, die Verbindung zwischen Generationen aber auch den respektvollen Umgang miteinander in einer Gemeinschaft.

Streetart am Nürnberger Nordostbahnhof
« Frau mit Kind und Chrysantheme » von TELMO MIEL

Streetart am Nordring

Ein weiterer Streetart Hotspot im Nürnberger Norden ist die Durchfahrt am Nordring 48-50, die Streetart Künstler Julian Vogel vor einigen Jahren im Auftrag der wbg Nürnberg mit farbenfrohen tropischen Vögeln verziert hat. Die tropischen Federkleider verändern sich je nach Blickwinkel des Betrachters und die wechselnden Perspektiven durch die Säule hindurch.

Street Art an der Theodor-Heuss-Brücke

2018 entstanden im Rahmen des mehrtägigen Nurban Art Festivals an der Theodor-Heuss-Brücke direkt an der Brücke und an den angrenzenden Flächen ebenfalls einige richtig coole Graffitis. Während des Brückenfestivals verewigten sich 35 Streetart und Graffiti Künstler aus der Metropolregion Nürnberg an der einst grauen und wirklich trostlosen Brücke und schufen mit ihren Kunstwerken zum Thema « United Colours of NBG » einen neuen Hotspot für urbane Kunst in Nürnberg. Richtig coole Murals findet man zu dem nur ein paar Schritte weiter am öffentlichen Spielplatz im Pegnitztal. Es lohnt also noch einen kleinen Spaziergang zu machen.

Street Art an der Theodor-Heuss-Brücke Nürnberg
Street Art an der Theodor-Heuss-Brücke Nürnberg

Streetart am Westbad

Am Westbad wurde im Rahmen der Sanierung des Freibads ein rund 100 Meter langer Teil der Fassade von 18 Streetart Künstlern aus ganz Europa gestaltet. Dabei dreht sich hier alles um das Thema Wasser und man findet neben kreativen Schriftzügen Meerjungfrauen, Piraten aber auch Meeresbewohner.

Street Art im Cramer-Klett Park

Ebenfalls von Julian Vogel stammt das riesige Mural an der Fassade eines Mehrfamilienhauses am Kesslerplatz, welches man am besten vom Cramer-Klett-Park aus betrachten kann. Das Mega-Graffiti wurde von der Stadt in Auftrag gegeben, um den Park zu verschönern und attraktiver zu gestalten. Das Kunstwerk zeigt eine Frau mit Eule.

Street Art im Cramer-Klett-Park in Nürnberg
Street Art im Cramer-Klett-Park

Street Art in Johannis

Ein weiteres Kunstwerk findet man an der Beratungsstelle für Frauen in der Frauenholzstrasse 1 im Nürnberger Stadtteil Johannis. Zusammen mit Schülerinnen der Georg-Ledebour-Mittelschule entstand hier eine Wand zum Thema « Frei Leben – Gegen Gewalt ».

Street Art in Johannis Nürnberg
« Frei Leben – Gegen Gewalt »

Hall of Fame am Stammsitz von Faber-Castell

Gerade einmal drei Walls, auch Halls of Fame genannt, an welchen legal gesprayt werden darf, gibt es in Nürnberg. Eine davon, ganze 600 Meter lang, befindet sich direkt am Stammsitz von Faber-Castell. Gut, zugegebenermaßen gehört diese eigentlich nicht mehr zu Nürnberg, sondern zu Stein, befindet sich aber direkt an der Stadtgrenze. Daher erwähne ich sie an dieser Stelle dennoch, da man hier ein paar wirklich coole und sehenswerte Graffitis findet. Da sich die Kunstwerke an der Wand ständig ändern, kann es jedoch sein, dass diese Mauer auch jetzt bereits wieder anders aussieht.

Graffiti Akademie Style Scouts

Tatsächlich findet man in Nürnberg mit Style Scouts die erste Graffiti Akademie Deutschlands. Ins Leben gerufen wurde die Graffiti Akademie im Z-Bau von Carlos Lorente (Künstlernamen: Crow), der hier zusammen mit befreundeten Künstlern Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Kunst und Kulturen näherbringt und neue Perspektiven aufzeigt.

Die Style Scouts bieten mittlerweile Tages- und Langzeit-Workshops an, bei welchen man einen Einstig in das Thema « Graffiti » erhält und mehr über das Sprayen und die unterschiedlichen Techniken erfährt. Doch steht der pädagogischen Ansatz bei den Style Scouts klar im Vordergrund. Pädagogisch geschulte Workshop-Leiter führen die Teilnehmer an das Thema Graffiti heran, leisten aber auch Aufklärungsarbeit und sensibilisieren für die Folgen illegalen Sprühens und geben den Teilnehmern die Möglichkeit ihre eigene Teamfähigkeiten unter Beweis zu stellen.

Kennt Ihr noch mehr coole Streetart Hotspots in Nürnberg? Dann hinterlasst mir doch einen Kommentar!

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Nina | Reisehappen Food- und Reiseblog
Nina

Hi! Ich bin Nina von Reisehappen! Bloggerin, Grafikerin & Illustratorin, Foodie und leidenschaftliche Köchin, Käseliebhaberin, Reisejunkie, Workaholic, Yoga addicted, 6 Kontinente – 70 Länder und noch immer vom Fernweh geplagt.