Die Marquesas – Tipps und Highlights für die Insel Nuku Hiva
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Wer, wie ich, mit dem Passagierfrachter Aranui in Nuku Hiva ankommt, spürt sofort diese ganz besondere Atmosphäre von Nuku Hiva. Bei der Einfahrt in die spektakuläre Bucht von Taiohae stand ich sprachlos an Deck, überwältigt vom Anblick der geheimnisvollen nebelverhangenen Schluchten, den Wolken die in den Vulkangipfeln hingen, der traumhaften Bucht, den Wellen die gegen die steilen Klippen knallten und dem leuchtend grünen Dschungel. Die Bucht von Taiohae gleicht einem riesigen vulkanischen Amphitheater.
Wie überall auf den Marquesas ist und bleibt die Natur der eigentliche Star. Doch nicht nur Naturfreunde kommen auf Nuku Hiva voll auf ihre Kosten. Die geheimnisvolle Insel hat auch kulturell so einiges zu bieten und auch mein Foodie Herz ließ die Insel höher hüpfen. Alle Tipps für Nuku Hiva findest Du im folgenden Artikel.
Allgemeine Infos über Nuku Hiva
Nuku Hiva trägt den Beinamen „die Geheimnisvolle“. Wenn man einmal die zerklüfteten Buchten und Küsten erkundet hat und mehr über die archäologische Stätten und Tiki-Staturen auf der Insel erfährt, dann weiß man wieso.
Nuku Hiva ist die größte und mit 2.660 Einwohnern auch die bevölkerungsreichste Insel der Marquesas. Der Hauptort Taioha’e in der gleichnamigen Bucht ist das Verwaltungszentrum des Archipels. Wie der Hauptort finden sich auch die meisten anderen Ansiedlungen der Insel im Süden und Osten, der Nordwesten ist größtenteils arid und kaum besiedelt. Dominiert wird die Landschaft im Nordwesten von einer Gebirgskette und dem Berg Tekao als Mittelpunkt.
Im Gegensatz zu anderen Marquesas-Inseln finden sich auf Nuku Hiva zwar ebenfalls steile unzugängliche Küstenabschnitte, doch auch einige Buchten mit schwarzen Lavastränden, die zum Baden einladen. In der spektakulären Bucht von Anaho findet sich zudem der einzige weiße Strand des Insel, der allerdings nur per Boot, zu Fuß oder zu Pferd erreichbar ist. Im Vergleich zu den anderen Marquesas-Inseln ist Nuku Hiva außerdem gut erschossen, auch touristisch. Die Insel verfügt über mehrere Hotels und zahlreiche Privatunterkünfte.
Aktivitäten auf Nuku Hiva
1842 desertierte Herman Melville, der spätere Autor von Moby Dick, vor Nuku Hiva von einem Walfänger, weil er das Leben an Bord nicht mehr ertrug. Zusammen mit einem anderen Matrosen floh er durch die Berge ins Tal von Taipivai. Heute kann man ihrer Fluchtroute mit einem Allradfahrzeug über kurvige Piste bis zum Dorf Hatiheu folgen. Auf dem Weg liegen mehrere kleine Ansiedlungen und archäologischen Stätten, die einen Besuch lohnen.
Taiohae – die paradiesische Hauptstadt der Marquesas
Traumhaft liegt Taiohae, oder auch Taiohai, in der gleichnamigen Bucht an der Südküste von Nuku Hiva. Umgeben ist der Hauptort von erloschenen Vulkanbergen bedeckt mit Palmen, Akazien und Brotfruchtbäumen, dazwischen Felskämme und enge Täler. Ein bisschen Drama darf es hier schon sein.
Die Stadt selbst überrascht. Nach einer Weile auf den Marquesas ist man nur noch kleine Ansiedlungen gewohnt, doch Taiohae verfügt über eine moderne Infrastruktur. In Taiohae findet man ein kleines hübsches Regierungsviertel, ein Krankenhaus, Schulen, Banken, eine Post, ein paar Geschäfte, die Polizeiwache mit Gefängnis und sogar einen Tennisplatz.
Wer sich einen Überblick verschaffen möchte, wandert vom Hafen kommend den kleinen Hügel hinauf. Dort oben beeindruckt die Statue Tiki Tuhiva, die mit 12 Metern als größte Skulptur im Pazifik gilt. Doch noch spektakulärer ist, wie ich finde, der Blick auf die Bucht von Taiohae.
Bevor man sich über die Verbindungstrasse aufmacht Richtung Nordküste sollte man auf jeden Fall dem Kunsthandwerksmarkt von Taiohae noch einen Besuch abstatten. Neben Schmuck aus Samen und Perlen findet man hier Tikis aus edlen Hölzern, Ukulelen und Schmuck aus Stein und Knochen.
Notre Dame – die Kathedrale von Taiohae
Ein wenig außerhalb de Ortes wartet ein Highlight der Insel: die moderne römisch-katholische Kathedrale Notre Dame von Taiohae – die einzige Kathedrale auf den Marquesas und Sitz des katholischen Bistums Taiohae o Tefenuaenata. Der heutige Bau stammt von 1977. Doch am Eingang zur Kirche finden man noch heute zwei Glockentürme der ursprünglichen Kathedrale von 1864. Der Rest wurde leider zerstört.
Die neue Kathedrale wurde aus verschiedenfarbigen Steinen der sechs bewohnten Marquesas-Inseln erbaut und im Inneren spiegelt sich das Talent der polynesischen Holzschnitzer in den Figuren wieder, die ebenfalls von den verschiedenen Inseln gestiftet wurden.
Das Besondere an der Kathedrale von Taiohae ist, dass sie von einem Bischof erbaut wurde der nicht, wie sonst üblich, versuchte die einheimische Kultur zu unterdrücken. In dem Bauwerk spiegelt sich die Koexistenz traditioneller und katholischer Kultur wieder. So hält das Jesuskind in Madonnas Armen zum Beispiel eine heimische Brotfrucht in der Hand statt einer Weltkugel mit Kreuz. Der Heilige Paulus ist in den Stationen des Kreuzwegs mit einem Speer statt einem Schwert dargestellt und statt einem Olivenbaum steht ein Brotfruchtbaum im Garten Gethsemane.
Taipivai – das „Tal der zehntausend Kokospalmen“
Von der Kathedrale führt der Weg ins Landesinnere durch das Tal von Taipivai, zunächst bis zum gleichnamigen Dorf Taipivai, in dem sich ein weiterer hübscher Kunsthandwerksmarkt findet. Wobei die meisten Einwohner hier im Tal vom Vanilleanbau und Kopra leben. Kopra nennt man das getrocknete Fleisch der Kokosnüsse. Deutsche Händler hatten die Einwohner des Tals einst überzeugt Kokospalmen im Taipivaital anzubauen, deswegen wird das Tal heute auch das „Tal der zehntausend Kokospalmen“ genannt.
Bekannt ist das Tal aber vor allem für seine Geschichte. Wie bereits weiter oben erwähnt, desertierte der Matrose und spätere „Moby Dick“ Autor Herman Melville 1842 von einem Walfangschiff und landete in der Bucht von Taiohae. Von dort flüchtete er ins Hochland und begegnete im Tal von Taipivai den Typees, einem Kannibalenstamm. Diese nahmen ihn zunächst gefangen, behandelten ihn jedoch gut. So konnte Melville eine Zeitlang das Leben des Taipi-Clans beobachten und die unberührte Gemeinschaft kennenlernen. Seine Erlebnisse verarbeitete er später in seinem Roman Typee.
Hunderte von Relikten, wie Tikis und Felszeichnungen, findet man noch heute im Taipivaital, besonders in den heiligen Ritualstätten, wie Tohua Kamuihei.
Die archäologische Fundstätte Tohua Kamuihei
In der archäologischen Fundstätte Tohua Kamuihei, oder auch Mea’e Kamuihei, zwischen Taipivai und Hatiheu wurden wir zunächst von einer marquesanischen Tanzgruppe unter einem mehr als 400 Jahre alten Banyanbaum empfangen. Den Banyanbaum beschrieb schon Robert Louis Stevenson, Autor des Klassikers die „Schatzinsel“, vor mehr als 100 Jahren in seinem Südseebuch. Verständlich, denn der Baum ist unglaublich schön und bildet eine unglaubliche Kulisse für den kriegerischen Haka-Tanz.
Doch nicht nur die traditionellen Tänze haben mich in Tohua Kamuihei beeindruckt, sondern auch die Fundstätte selbst, die erst 1999 für ein Festival ausgegraben und restauriert wurde. Im Gegensatz zu den Tänzen, die teils schon für Erheiterung sorgten, kann man dies über die archäologische Stätte selbst nicht behaupten. Bei den Ausgrabungen fand man zahllose Schädel und Gebeine in den Wurzeln des Banyanbaums und an den mächtigen Tiki-Statuen, die wie Götter verehrte Ahnen verkörpern. Die übergoßen Köpfe symbolisieren die Weisheit, das Mana und um die Ahnen mit Mana zu versorgen wurden ihnen (Menschen-) Opfer dargebracht. Menschenopfer und Kannibalismus waren Teil der Kultur der Marquesas. Nicht selten wurden getötete Gefangene von den Priester und Kriegern verspeist um sich deren Kräfte und Fähigkeiten einzuverleiben. Gelegentlich wurden aber zum Beispiel auch Schweine oder Schildkröten geopfert, die als Botschafter zwischen Menschen und Göttern gelten. Wer geopfert wurde bestimmte der Priester.
Ein Highlight auf dem ausgedehnten Gelände von Kamuihei sind die über 6000 Petroglyphen, die bis heute nicht übersetzt werden konnten. Die uralten Schriftzeichen finden sich auf dem ganzen Gelände verstreut auf den riesigen Felsbrocken. Auch die berühmten Schlafsteine, Plattformen aus Steingenannt paepae, die früher als Fundament der Häuser dienten und auf welchen geschlafen wurde, sind sehenswert.
Neben Tohua Kamuihei gibt es zwei weitere interessante Kultstätten nur wenige hundert Meter entfernt:
- Hikokua wurde 1957 entdeckt und gilt als besterhaltenen Stätte auf Nuku Hiva, da sie ebenfalls für das Festival 1999 restauriert wurde. Neben riesigen Zeremonieplattformen genannt tohua findet man hier sehr gut erhaltene und überdimensional große Tiki-Statuen. Eine davon steht für die Fruchtbarkeit. Berührt eine Frau den riesigen Phallus des Tikis wird sie angeblich umgehend schwanger.
- In der Kultstätte Me`ae Teiipoka finden sich ebenfalls einige interessante Felszeichnungen von Schildkröten und Fischen mit Tikiaugen.
Hatiheu – das idyllische Dorf im Norden Nuku Hivas
Eine Jeeptour über die Insel endet in Hatiheu. Das kleine Dorf im Nordosten Nuku Hivas war einst der Lieblingsplatz des Schriftstellers Robert Louis Stevenson. Bekannt ist es heute vor allem für die zahlreichen bereits erwähnten restaurierten Kultstätten, die sich rund um das Dorf befinden. Spektakulär ist der Blick auf die Bucht von Hatiheu, in welcher, zwischen schroffen Felsspitzen eingebettet, das Dörfchen liegt.
Essen auf Nuku Hiva
Mami Yvonne – Essen bei der ehemaligen Bürgermeisterin
Zum Mittagessen kann ich Dir Yvonne’s empfehlen. Das Restaurant der Ex-Bürgermeisterin von Hatiheu gilt als eines der besten Restaurants der Insel und Chefköchin Yvonne selbst ist ein absolutes Unikat. Bei Mami Yvonne kommen Klassiker wie Poisson cru, roh marinierter Thunfisch, Kochbananen, oder auch Ziegenragout auf den Tisch.
Doch die Spezialität des Hauses ist Schweinefleisch und Brotfrüchte aus dem marquesanischen Erdofen Umu. Mehrere Stunden lang gart das Fleisch in dem unterirdischen Ofen bis es butterzart ist und einen leicht rauchigen Geschmack hat. Die verkohlte Brotfrucht wird nach dem Ausgraben geschält um an das Fleisch im Inneren zu gelangen, welches zu einem wohlschmeckenden Brei namens Popoi verarbeitet wird. Der Brei gilt als Nationalgericht Französisch Polynesiens.
Die Zutaten bei Mami Yvonne kommen übrigens allesamt von der Insel. Wen wundert es, gleicht die Insel doch einem Garten Eden.
Anreise nach Nuku Hiva
Nuku Hiva besitzt einen eigenen Flughafen. Naja, oder sagen wir eine Landebahn und eine kleine Ankunftshalle. Ein Gepäckband wirst Du hier vergeblich suchen. D as Gepäck wird in Holzgestellen in der Halle abgelegt. Aber hey, immerhin erreicht man die Insel in rund 3 Flugstunden von Tahiti. Von Papeete fliegt Air Tahiti einmal täglich nach Nuku Hiva.
Nach Papeete reist man am besten mit Air Tahiti Nui von Paris über LA an. Günstige Zubringerflüge nach Paris gibt es aus mehreren deutschen Städten zum Beispiel mit Air France, aber auch anderen Fluggesellschaften. Um die günstigsten Flüge zu finden nutze ich Skyscanner.
Übernachten auf Nuku Hiva
Wer nicht mit der Aranui unterwegs ist, oder im Anschluss an die Kreuzfahrt noch einmal nach Nuku Hiva zurückkehren möchte, dem kann ich folgende Unterkünfte empfehlen:
Luxus: Nuku Hiva Keikahanui Pearl Lodge
Mittelklasse: Hee Tai Inn
Günstig: Pension Koku’u
Die beste Reisekreditkarte: 1Plus Visa Card von Santander
✓ ohne Jahresgebühr
✓ einfach und schnell kontaktlos bezahlen
✓ weltweit kostenlos Bargeld abheben
✓ Erstattung von Fremdgebühren
Die besten Reiseführer für die Marquesas-Inseln
Leider finden sich kaum Reiseführer für die Marquesas. In den allgemeinen Französisch Polynesien Reiseführern werden meist nur ein oder zwei der Marquesas-Inseln überhaupt erwähnt.
Wer Englisch spricht, sollte sich auf jeden Fall den Lonely Planet Tahiti & French Polynesia kaufen. Dieser bietet am meisten nützliche Informationen.
Das DuMont Reise-Handbuch Südsee ist allgemein kein schlechter Reiseführer, wenn auch die Marquesas etwas zu kurz kommen.
Wer mehr über die Kultur und Geschichte der Inseln erfahren möchte, dem kann ich Die Welt der ‚Enana: Eine Reise durch Geschichte und Gegenwart der Marquesas-Inseln empfehlen.
Weitere Tipps & Reiseberichte aus Französisch Polynesien:
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Warst Du schon mal auf den Marquesas Inseln, oder steht Nuku Hiva noch auf Deiner Bucket Liste? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!
Meine Reise nach Nuku Hiva fand in Zusammenarbeit mit Aranui und Air Tahiti Nui statt.
Vielen Dank dafür!
Nina
Hi! Ich bin Nina von Reisehappen! Bloggerin, Grafikerin & Illustratorin, Foodie und leidenschaftliche Köchin, Käseliebhaberin, Reisejunkie, Workaholic, Yoga addicted, 6 Kontinente – 70 Länder und noch immer vom Fernweh geplagt.
26. März 2021
Hallo,ich habe den Bericht zufällg gefunden und der war nun wieder eine weitere schöne Erinnerung für mich.Schau doch mal unter “ Mach`s noch einmal Ehrhard-neunmal Kreuzfahrt durch Französisch Polynesien“ Insgesamt war ich etwa 15 mal in Französisch Polynesien,meist auf Moorea. Herr Philip Duckwitz hat noch mehr in einem eigenen Bericht über diese Reise geschrieben.