Phnom Penh – eine Geschichte von Roten Khmer, Silberfliesen und kulinarischen Köstlichkeiten

Phnom Penh, einst die „Perle Asiens“, doch liegen hier heute Licht und Schatten, Freud und Leid sehr nahe beinander.Schwer war es in Phnom Penh bereits während dem Vietnamkrieg. Noch schlimmer traf es Phnom Penh aber, als die Roten Khmer die Macht in Kambodscha übernahmen.

Ihr Ziel war es einen kommunistischen Bauernstaat zu schaffen. Städte galten im ideologischen System der Roten Khmer als konterrevolutionär, sie mussten aufgelöst werden. So wurden fast 2 Millionen Menschen aufs Land deportiert und nur noch etwa 20.000 blieben damals in Phnom Penh zurück.

Bei den Arbeitseinsätzen in den landwirtschaftlichen Kommunen kam jedoch ein Großteil der Bevölkerung Phnom Penhs durch Hunger, Krankheiten oder auch Exekution ums Leben.

Seit der Vertreibung von Pol Pots Roten Khmer durch vietnamesischen Truppen, im Jahre 1979, hatte die Stadt jedoch Zeit sich zu erholen. Sie gilt heute als moderne Stadt mit etwa 2 Millionen Einwohnern. Viele Touristen kommen mittlerweile wieder hierher, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt anzusehen, die Köstlichkeiten auf den Märkten zu probieren und Ausflüge auf dem Mekong zu machen.

Allerdings ist Phnom Penh definitiv noch nicht mit Metropolen wie Bangkok oder Ho Chi Minh City zu vergleichen. Die Armut ist noch heute sehr groß und die Folgen des Krieges sind noch immer allgegenwärtig. Auf den Strassen sieht man häufig Bettler, welchen durch Landmienen Gliedmaßen fehlen. Auffällig ist aber vor allem, dass die Menschen in Kambodscha extrem jung sind, man sieht kaum alte Menschen.

Woran das liegt?

Die Roten Khmer haben die letzte Generation praktisch ausgelöscht, nur etwa 3 % der Bevölkerung ist älter als 65 Jahre, fast 35 % sind unter 15 Jahren.

Tuol-Sleng-Genozid-Museum in Phnom Penh

Das Tuol-Sleng-Genozid-Museum
Das Tuol-Sleng-Genozid-Museum
S-21
S-21

Auch bei der Besichtigung der Stadt, besonders beim Besuch des Tuol-Sleng-Genozid-Museums, wird man mit der allgegenwärtigen Geschichte des Landes konfrontiert.

Der Besuch dieses Museums ist sicherlich nichts für schwache Nerven. Mir Standen nach dem Besuch die Tränen in den Augen und es hat mich wirklich mitgenommen. Dennoch ist dies einfach die Geschichte Kambodschas und wenn man die Menschen hier im Land verstehen möchte, dann sollte man das Museum auf jeden Fall besuchen.

Das Tuol-Sleng-Genozid-Museum ist das ehemalige Gefängnis S-21 der Roten Khmer und dient heute der Erinnerungen an die Verbrechen, welche durch Pol Pot begangen wurden. Eigentlich war die Anlage mal eine Schule, welche nach der Eroberung durch die Roten Khmer als Gefängnis mit systematischer Folterung genutzt wurde.

Hier wurden nicht nur Regimegegner, sondern auch deren komplette Familien gefangen genommen, so dass später keine Ehepartner oder Kinder Rache nehmen konnten.

Besichtigen kann man im Museum die Gefängniszellen und Folterkammern, wo die Gefangenen Elektroschock, Waterboarding, Daumenschrauben und vielen weiteren Grausamkeiten ausgesetzt waren. Am meisten erschüttert haben mich jedoch die Tausenden Fotos der Opfer überall an den Wänden, welche die Gefangenen bei Einlieferung und nach der Folter zeigen. Denn die Roten Khmer haben ihre Taten sehr detailliert dokumentiert und es nicht mehr geschafft ihre umfassenden Dokumentationen zu vernichten.

Die Zellen des S-21
Die Zellen des S-21
Tausende von Fotos der Opfer
Tausende von Fotos der Opfer
Verhaltensregeln im S-21
Verhaltensregeln im S-21

Nur 7, der mindestens 14.000 Gefangenen, haben S-21 überlebt, die Prozesse gegen die Täter laufen noch heute.

Die Killing Fields in Choeung Ek

Noch eine Spur härter wird’s dann auf den Killing Fields.

Es gibt mehr als 300 dieser sogenannten Killing Fields in Kambodscha. Insgesamt wurden auf den Feldern mehr als 200.000 Menschen durch die Roten Khmer umgebracht. Im ganzen Land waren es allerdings etwa 2 Millionen Menschen.

Die bekanntesten Killing Fields befinden sie in Choeung Ek, etwas außerhalb von Phnom Penh. Hier wurden die Überlebenden aus dem S-21 hingebracht. Man schnitt ihnen die Kehle auf oder erschlug sie um Munition zu sparen. Kinder wurden einfach gegen Bäume geschlagen, bis sie tot waren. Danach wurden die Toten in Massengräbern verscharrt.

Das Feld ist übersät von Tausenden Totenschädeln und anderen menschlichen Überresten. 5.000 der Totenschädel hat man mittlerweile in eine buddhistische Stupa auf dem Gelände gebracht, zum Gedenken an die vielen unschuldigen Toten.

Der Phsar Thmei

Der Zentralmarkt
Der Zentralmarkt

Aber nun genug der grausamen Geschichte des Landes, auch wenn Sie allgegenwärtig ist und man sie kennenlernen sollte, denn sie gehört nun mal zu Kambodscha wie Fischamok.

Dennoch hat Phnom Penh auch viel Schönes zu bieten, zum Beispiel die wundervollen bunten Märkte mit all den Gerüchen, den kulinarischen Köstlichkeiten, echten und unechten Markenklamotten, Schmuck und allem was man braucht, oder auch nicht.

Krebse am Phsar Thmei
Krebse am Phsar Thmei
Am Phsar Thmei
Am Phsar Thmei

Ganz besonders gut hat mir der Zentralmarkt, genannt Phsar Thmei, gefallen. Hier gibts an etwa 3.000 Ständen alles was es nicht gibt, für die Einheimischen, genauso wie Touristen.

Floristin am Phsar Thmei
Floristin am Phsar Thmei

Außerdem ist es in dem 26 Meter hohen Kuppelbau der Zentralmarktes angenehm kühl.

Der Königspalast

Der Königspalast
Der Königspalast

Ebenfalls einen Besuch wert ist der Königspalast, vielleicht nicht so prunkvoll wie in Bangkok, doch ein sehr schönes und beliebtes Ausflugsziel.

Die Palastanlage, welche zum Teil noch heute von der Königsfamilie bewohnt wird, wurde im 19. Jahrhundert errichtet und hat den Krieg und die Terrorherrschaft der Roten Khmer erstaunlich gut überstanden.

Neben einem Einblick in das Leben der Monarchenfamilie ist vor allem die Silberpagode interessant, welch ihren Namen durch die 5.000 Silberfliesen am Fussboden erhielt.

Die Silberpagode
Die Silberpagode

Der Sisowath Quay

Der Sisowath Quay, eine Promenade am Mekongufer, gilt als Must-See der Stadt. Vor allem zum Sonnenuntergang lohnt sich, wie ich finde, eine Spaziergang.

Allerdings kann ich Dir nur empfehlen die Restaurants am Sisowath Quay zu meiden. Die Restaurants haben sich dem amerikanischen Gaumen angepasst und die meisten Lokalitäten servieren leider eher kulinarische Albträume zu utopischen Preisen.

Empfehlen kann ich Dir allerdings den FCC, den Foreign Correspondance Club. Der Sonnenuntergang auf der Dachterrasse mit Blick über den Mekong ist fantastisch. Die Cocktails zur Happy Hour günstig und verdammt gut noch dazu. Ich liebe den Passion Fruit Mojito.

Passion Fruit Mojito im FCC

Das Essen hier ist auch wirklich Ok. Ok und nicht Hammer sage ich nur, weil die Küche hier einfach westlich ist, und ich gerne die landestypische Küche esse, egal wo ich bin. Trotzdem sind die kleinen Snacks zum Aperitif und auch die Hauptgerichte hier sehr lecker.

Das Malis

Alternativ kannst Du auch nur den Aperitif und ein paar Snacks nehmen und danach authentisch Khmer essen gehen. Das Malis, etwas außerhalb des touristischen Viertels, ist das mit Abstand beste Restaurant für authentische Khmerküche in ganz Phnom Penh, wahrscheinlich in ganz Kambodscha. Nicht günstig, besonders die Weine nicht, aber das Restaurant ist wirklich jeden Cent wert.

Fantastischer Service, eine tolle Atmosphäre: man sitzt rund um einen Teich in einem Innenhof welcher nur durch Kerzen beleuchtet ist. Alles sehr romantisch! Mückenspray reicht einem die freundliche Bedienung übrigens gleich am Anfang, denn sonst wäre der Abend dort nicht ganz so entspannt.

Die Küche des Malis kann durchaus mit vielen sehr guten westlichen Restaurants mithalten, jedoch werden hier ganz typische Khmer Spezialitäten authentisch, aber sehr modern zubereitet und vor allem präsentiert.

Ein absolutes Highlight waren die gegrillten Garnelen auf einem grünen Auberginencurry. Auch der Tintenfisch mit süßem Basilikum, Zwiebeln und Chili und das Fisch Amok waren unglaublich lecker. Lass auf jeden Fall noch Platz für einen Nachtisch. Die süße Kürbis Crème brûlée ist göttlich!

Tintenfisch mit süßem Basilikum, Zwiebeln und Chili
Tintenfisch mit süßem Basilikum, Zwiebeln und Chili
gegrillte Garnelen auf einem grünen Auberginencurry
Gegrillte Garnelen auf einem grünen Auberginencurry

Du siehst Phnom Penh hat ganz viel Schönes zu bieten, kulturell und kulinarisch, doch ist die Vergangenheit eben auch allgegenwärtig.

Freud und Leid liegen eben ganz eng beieinander. Mit den Folgen des Terrorregimes wird man überall in Kambodscha konfrontiert, in Phnom Penh fand ich persönlich es jedoch am heftigsten.

Dennoch solltest Du die Stadt bei einer Reise durch Kambodscha auf jeden Fall besuchen, sie ist es wert! Und sprich mit den Menschen, sie werden Dir ihre Geschichte erzählen! Phnom Penh befindet sich mitten in der Aufarbeitungsphase, die Menschen wollen, dass wir um ihre Geschichte wissen. Sie wollen nicht länger schweigen!

Allgemeines: Solltest Du noch eine Unterkunft für Deine Zeit in Phnom Penh benötigen, möchte ich Dir das TEAV Boutique Hotel empfehlen. Das Hotel hat bei mir wirklich mit seinem modernen Design, dem schönen Pool und dem sehr netten Service gepunktet. Außerdem gibts hier sehr leckeres à la Carte Frühstück und zum Abschied erhält jeder ein typisches Khmer Geschenk.

Weitere schöne Hotels kannst Du hier buchen.

Warst Du schon mal in Phnom Penh? Wie war Dein Eindruck von der Stadt? Was hat Dir besonders gefallen?

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Nina | Reisehappen Food- und Reiseblog
Nina

Hi! Ich bin Nina von Reisehappen! Bloggerin, Grafikerin & Illustratorin, Foodie und leidenschaftliche Köchin, Käseliebhaberin, Reisejunkie, Workaholic, Yoga addicted, 6 Kontinente – 70 Länder und noch immer vom Fernweh geplagt.