Tipps für eine Tour durch die Stockholmer U-Bahn-Stationen

U-Bahn Stationen gehören normalerweise nicht unbedingt zu den Orten, an welchen ich mich gerne aufhalte. Sie sind meistens hässlich, in fieses Neonlicht getaucht und mit Werbung zugepflastert. Ab einer gewissen Uhrzeit trifft man dort durchaus die ein oder andere zwielichtige Gestalt und vielerorts sind die Stationen schmuddelig und verwahrlost. Ganz anders die Tunnelbana in Stockholm.

Klassische Sehenswürdigkeiten kann ja jeder. In Stockholm sollte man aber auch einen Blick in den Untergrund wagen, denn dort befindet sich tatsächlich eine der schönsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. In den U-Bahn-Stationen in Stockholm ist Kunst angesagt. Die Stockholmer U-Bahn, genannt Tunnelbana, oder auch T-Bana, hält an 110 Stationen. Mehr als 90 wurden von lokalen Stockholmer Künstlern gestaltet.

Die größte Kunstgalerie der Welt

Die U-Bahn (Tunnelbana oder T-Bana) in Stockholm wurde 1950 eröffnet und hat heute mehr als 100 Stationen, die teils unter und teils über der Erde liegen. Gerne nennen die Stockholmer ihre U-Bahn-Stationen auch die „längste Kunstgalerie der Welt“. Nicht ganz grundlos. In den Stationen wird lokalen Künstlern die Möglichkeit gegeben legal im öffentlichen Raum ihre Kunstwerke „auszustellen“. Bereits 150 Künstler haben sich mittlerweile in den Stationen verewigt.

Die Tunnelbana Linien & die schönsten U-Bahn-Stationen

In Stockholm gibt es derzeit 3 U-Bahn Linien: die rote, grüne und blaue Linie. Wobei diese sich noch einmal unterteilen. An der Station T-Centralen treffen alle Linien zusammen, daher ist die Station auch die meistfrequentierte der Hauptstadt. Nach einem Wettbewerb wurde T-Centralen 1957 als erste Station von lokalen Künstlern gestaltet. So findet man hier noch heute Kacheln und Wandreliefs aus den 1950ern auf der oberen und unteren Ebene. Während man in der zweiten Station, von der die blaue Linie abfährt, von blauen Ranken, Blumen und Bauarbeitersilhouetten empfangen wird. Im Verbindungsgang finden wechselnde Ausstellungen statt.

Die blaue U-Bahn Linie in Stockholm

Höhepunkt der unterirdischen Reise in der Tunnelbana bildet heute sicherlich die blaue Linie von Kungsträdgården nach Akalla und Hjulsta. Auf dieser Linie ist fast jede Haltestelle ein einziges Kunstwerk.

Besonders sehenswert fand ich die Station Kungsträdgården. Ulrik Samuelson hat die Station 1977 in einen Untertagegarten verwandelt, der die Geschichte des Kungsträdgården darstellt: grüne Wände für die Pflanzen des barocken Gartens und ein auffällig gemusterter Boden, der den roten Kies darstellt. In den Ecken der Station finden sich Skulpturen aus dem Makalös Palast. Am Ausgang gibt es eine archäologische Grabung. Und vergiss nicht einen Blick nach oben zu werfen, hier finden sich auffällige bunte Deckengemälde.

Solna Centrum hat eine höhlenartige knallrote rote Decke, die Wände zieren Nadelwald und Tiere. Dazwischen finden sich Bauern beim Roden, um auf die Zerstörung der Wälder aufmerksam zu machen, aber auch auf das Thema Landflucht.

An der Station Rådhuset (Rathaus) hat man dagegen das Gefühl sich in einer natürlichen Felsenhöhle wieder zu finden. Explosive braunrote Deckenbemalung trifft hier auf archaische Säulenkonstruktion.

Station Rådhuset (Rathaus), Stockholm, T-Bana
Station Rådhuset

Die grüne U-Bahn Linie in Stockholm

Die grüne Linie besteht aus drei Routen: von Åkeshov nach Skarpnäck, von Alvik nach Farsta strand und von Hässelby strand nach Hagsätra.

Geradezu mystisch wirkt die Station Fridhelmsplan, welche man übrigens auch mit der blauen Linie erreicht. Hier findet man sich in einer grau-grünen Höhlenlandschaft mit Terrakottaskulpturen von Dimas Macedo wieder.

Am Thorildsplan fühlt man sich zurückversetzt in die späten 1980er und bewegt sich durch die pixelige Welt der ersten Computerspiele. Super Mario trifft hier auf Pac Man und ich schwelge in Kindheitserinnerungen.

Die rote U-Bahn Linie in Stockholm

Die rote Linie fährt von Norsborg nach Ropsten und von Fruängen nach Mörby centrum.

Die schönste Station auf der roten Linie ist, wie ich finde, Stadion. Die Station ziert ein unterirdischer Regenbogen. Da fehlen nur noch die Gummibären, die über den Regenbogen hüpfen. Dazu finden sich hier Holzskulpturen zu den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm.

Die Station Tekniska högskolan (Technische Hochschule) gibt einem das Gefühl in einer Schaumstoffhöhle zu stehen. Die Gemälde und Skulpturen symbolisieren die vier Elemente, das Universum und die technische Entwicklung. Über die Regenbogenrolltreppe gelangt man dann wieder unter freien Himmel.

Ticketpreise und allgemeine Infos zur Tunnelbahn

Um all die Stationen zu besichtigen benötigst Du nichts weiter als ein Ticket für die U-Bahn. Sogenannte Travelcards, schicke bunte Plastikkarten, gibt es für 75 Minuten, 24 oder 72 Stunden. Oder Du kaufst Dir eine SL smart card, diese kostet einmalig 20 SEK (2,10 EUR), diese kannst Du dann mit einem Betrag Deiner Wahl aufladen. Alternativ kannst Du die Tickets auch über die SL App kaufen. Alle Tickets sind darüber hinaus auch für alle anderen öffentlichen Verkehrsmittel in Stockholm inklusive der Pendelfähren gültig.

  • 75 Minuten/ Einzelticket:
    Das einfache Ticket kostet 42 SEK (3,65 EUR).
  • 24 Stunden Ticket: 175 SEK (15,25 EUR)
  • 72 Stunden Ticket: 350 SEK (30,50 EUR)

Die SL smart card und Tickets erhältst Du bei allen offiziellen SL Verkaufsstellen und in allen Pressbyrån Geschäften. Diese findest Du überall in Stockholm und ersparst Dir im Vergleich zu den offiziellen Verkaufsstellen das Anstehen. Aufladen kannst Du die Karten an jedem SL Automaten an den U-Bahn-Stationen oder beim Pressbyrån.

Wer die Handy App nutzt: Der normale Scanner am Eingang zu den U-Bahn Stationen kann den Handy Barcode nicht lesen. Es gibt an jeder Haltestelle einen extra Handyscanner am Fahrkartenschalter, nur dieser funktioniert.

Touren durch Stockholms Untergrund

Wenn Du keine Lust hast, auf eigene Faust loszuziehen, kann ich Dir diese U-Bahn-Tour mit einem lokalen Guide empfehlen.

Neue Tunnelbana Stationen in Planung

Da bis vor kurzem keine neuen U-Bahn Stationen in Planung waren, wurde die Kunst auf 7 Stationen ein- bis viermal jährlich gewechselt, um allen Künstlern eine Ausstellung im öffentlichen Raum zu ermöglichen. Doch nun wird die längste Kunstausstellung der Welt erweitert. Bis 2025 werden zahlreiche neue Stationen gebaut und diese sollen ebenfalls künstlerisch gestaltet werden, ganz gemäß der alten Tradition. So soll die neue Haltestelle Sofia in Södermalm dann etwa eine unterirdische Baumwelt darstellen und die neue Station in Hagastaden einer gigantischen Schnecke gleichen.

Na hast Du nun auch Lust den Untergrund Stockholms zu erkunden? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

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Nina | Reisehappen Food- und Reiseblog
Nina

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